Vor knapp 50 Jahren warnte der „Club of Rome“ vor den Grenzen des Wachstums. Zusammen mit den Impulsen der 68er Bewegung begann die aktuelle Ökologiebewegung, damals geprägt vom Kampf gegen die Atomkraftwerke.
Seitdem ist viel passiert. Die AKWs sind zumindest in Deutschland ein Auslaufmodell. Es entstand eine Umweltpartei, die Produkte des Ökolandbaus finden sich heute in allen Supermärkten und Discountern, die erneuerbaren Energien liefern manchmal mehr als die Hälfte des deutschen Stromverbrauchs, der Ausstieg aus dem fossilen Brennstoff Kohle ist quasi auf dem Weg. Die Technologien für die Klimawende sind alle vorhanden.
Eine junge, frische und weltweite Umweltschutzbewegung „Fridays for Future“, die Greta Thunberg mit ihrem Schulstreik, beginnend am 20. August 2018, dem ersten Schultag nach den Ferien, wo sie sich mit einem Schild mit der Aufschrift „Skolstrejk för klimatet“ („Schulstreik für das Klima“) vor dem Schwedischen Reichstag in Stockholm platzierte. Inzwischen schlossen sich Wissenschaftler, Eltern, Psychologen und andere der Bewegung an.
Unter anderem sprach Greta Thunberg auf der UN-Klimakonferenz in Katowice 2018 und betonte die Schwere der Klimakrise, die noch nicht verstanden sei: Politiker verhielten sich unverantwortlich und wie kleine Kinder, daher sei es nun an der jungen Generation, ihre Zukunft selbst in die eigenen Hände zu nehmen und das zu tun, was die Politik schon lange hätte tun müssen.
Damit spricht sie zwei Bereiche an, die unterschiedlich weit sind. Die Politik verharrt im Ungefähren. Sie verspricht Änderungen und Verbesserungen, aber bei allen Vorhaben bleibt sie zurück. Solche Glücksfälle wie der Atomaustieg (der ja immer noch langsam vor sich hin treibt) sind selten. Die Politik traut sich nicht Klarheiten zu schaffen – immer auf Ausgleich bedacht, oft unter dem starken Einfluss professioneller Lobbyisten der großen Konzerne. Rückschläge wie Trumps Umweltpolitik der letzten vier Jahre sind schwer zu verdauen.
Doch Greta Thunberg sagt ja auch „selbermachen“.
Die Diskussion ist in der Gesellschaft weit vorangekommen. Die Grenzen des Wachstums zeigen sich heute in dem Modell der „Planetaren Grenzen“, das mehr als die fossilen Brennstoffe in den Blick nimmt. Es gibt für alles Berechnungsgrundlagen wie den „Ökologischen Fussabdruck“ oder den „Klimarucksack“, die die Belastungen unseres westlichen Lebenstils berechnen und die Produkte unseres konsums beurteilen. Besonders deutlich wird dies am „Earth Overshoot Day “, der dieses Jahr weltweit am 22. August und deutschlandweit am 24. April war.
Das Wuppertal-Institut warnt dementsprechend, dass es nicht reicht die technologische Entwicklung der Energiewende voranzutreiben, sondern, dass es eine Kulturwende braucht. An dieser neuen Kultur arbeiten die Initiativen der Transition-Town-Bewegung, der Gemeinwohlökonomie und viele anderen.
Die große Transformation sollte nach Meinung des Wuppertal-Instituts immer vom kulturellen Ende her gedacht werden. Nur so lasse sich verhindern, dass die Menschheit allein durch technologische und ökonomische Veränderungen getrieben ist. Denn im Kern sei Nachhaltige Entwicklung eine „Moralische Revolution“, die in neuen Wertvorstellungen ihren Ausgangspunkt nimmt und darüber ihre zivilisatorische Kraft gewinnt. (Uwe Schneidwind, Die große Transformation)
Und: „Jede organisatorische und gesellschaftliche Veränderung geht am Ende von individuellen Personen des Wandels aus. Pioniere des Wandels werden ermächtigt durch den Dreiklang von Haltung, Wissen und Fähigkeiten.“
Dieter Koschek
erschienen in jedermensch 697