März 14, 2024

Eine mitfühlende Demokratie

„Claudine Nierth und Roman Huber spüren in ihrem Buch „Die zerrissene Gesellschaft“ den gesellschaftlichen Gräben im neuen Krisenzeitalter nach, identifizieren kollektive Traumata und deren Einfluss auf politische Ansichten und Entscheidungen. Und sie formulieren unter Rückgriffen auf die Resilienzforschung und die Sozialpsychologie einen heilsamen Fahrplan zu einem neuen, kompetenten Wir, in dem jeder Einzelne sein Potenzial mobilisieren und entfalten darf.“ (Aus der Pressemitteilung zum Buch von Nierth/Huber) Spannend, dachte ich und sog das Buch in mich ein, denn es geht um mein Thema, wie kann Gesellschaft positiv gestaltet werden. Ich gehe ja davon aus, dass der der Mensch „im Grunde gut“ sei. „Im Grunde gut“ ist ein weiteres spannendes Buch zur Zukunftsgestaltung von Rutger Bregman. Corinna Gleide findet: „Bregmans Forschungsergebnis, dass der Mensch so wird, wie wir ihn denken, dass also die Frage von gut und böse in unsere eigenen Hände gelegt ist, zeigt meines Erachtens, dass er etwas ganz Wesentliches ins Auge fasst. Welt und Mensch, auch wir selbst, werden so, wie wir uns denken. Denn Gedanken sind wirksame Kräfte.“ Und das bedeutet meiner Meinung nach, dass jeder Einzelne bei sich beginnen sollte, Fähigkeiten zu erwerben. Das Buch regte mich zu folgender Liste an:
positiv denken (der Mensch ist im Grunde gut, ein kreatives Wir findet Wege und Lösungen, sich die Zukunft positiv vorstellen), Utopien lesen, selber entwickeln, allein und mit anderen
andere Gedanken (Meinungen) als Anregung zu sehen
mein eigenes Unverständnis (über andere Gedanken) als Anfang von Neuem wahrnehmen, entdecken
Ruhe und Gelassenheit mit Mitgefühl, Beteiligtsein und Anteilnahme (ich bin ein Teil der Welt, der Menschheit, des Kosmos) verbinden (z.B. wenn ein dir wichtiger Mensch bei etwas dir wichtigem einfach nicht mitmachen will)
zulassen, reflektieren und wandeln von eigenem Ärger, Wut, Zorn, Aggression und anderen Emotionen
erkennen und verarbeiten von eigenen Traumata (deren es viele gibt, die wir nicht erkennen, kollektive Traumata: Kolonialismus, Rassismus, Egozentrik, Exklusion, Kapitalismus, Gewalt, Diskriminierung, Liebesentzug, …)
eigene Meinungen und Lebensweisen reflektieren, in Frage stellen, als von Traumata gesteuert erkennen (vielleicht kann ich das ja auch anders sehen?)
´Rechthabenwollen` vergessen, Neues zulassen und überprüfen
Ahnen, Spüren und Fühlen in der eigenen Innenwelt, durch Meditation, Naturerfahrungen
Erkennen der Intuition, das Horchen auf die eigene innere Stimme.
Gegenwärtig sein (Wahrnehmen, Spüren was gerade passiert, offen sein dafür, empfänglich sein)
Mutig sein und auf Unbekanntes zugehen
Vertrauen in das eigene Sein und die Welt, deren Teil ich bin
Das Buch von Nierth und Huber kommt zum Schluß, dass gesellschaftliche Außenräume sich mit den Innenräumen verbinden müssen. Also dass das, was wir politisch nennen, sich mit meinem inneren Denken, Fühlen und Spüren verbinden muss.
Diese Fähigkeiten müssen erlernt und geübt werden, allein und dann zu zweit und in größeren Gruppen. Nierth/Huber schlagen dazu folgende Formate vor:
Sprechen und Zuhören in Gruppen und zu zweit
Soziale Präsenz – Soziale Zeugenschaft
Politik-Aufstellungen
Community-Building – Gemeinschaftsbildung nach Scott Peck
und bieten im Anhang in einem überschaubaren Adressenteil Hilfen dazu an.
Um zu einer anderen Politik zu kommen finden sie notwendig, dass alle gesellschaftlichen Kräfte einbezogen werden, eine neue Form von Anleitung und Prozessbegleitung sich etabliert und systemisches Denken integriert sein sollte.
Das sollte aber nicht der Zivilgesellschaft überlassen werden, sondern auch durch den Staat gefördert werden. Hier sehen sie mehrere Möglichkeiten: der Staat könnte Retreatcenter finanzieren, also Raum für persönliche Weiterentwicklung (der Bürgerinnen) und Stabsstellen für Partizipation schaffen, als Raum für gemeinschaftliche Weiterentwicklung, kollektive Kreativität und neue Beteiligungsformen, sowie ein Zukunftsministerium, das überparteilich Erforschungs- und Proberäume für die Zukunft ermöglicht.
Was für eine schöne Aufgabe für den Staat.
Dieter Koschek
erschienen in jedermensch 710 und Welle 107

Claudine Nierth | Roman Huber
Die zerrissene Gesellschaft So überwinden wir gesellschaftliche Spaltung im
neuen Krisenzeitalter
ISBN: 978-3-442-31709-7

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