Ein ziviles Verteidigungskonzept gibt es wohl nirgends. In Österreich gibt es zwar die Idee einer geistigen Landesverteidigung, doch ist das Konzept nicht umgesetzt.Eine geistige Landesverteidigung braucht natürlich eine Vorbereitung, Training und Institutionalisierung.Ein wichtiger Teil erscheint mir zu sein, dass die Idee des unabhängigen Landes, Volkes, Staates lebendig bleibt und weltweit präsentiert wird. Dies geschieht durch eine unabhängige „Gegen“-Regierung gegen die Repräsentation des Aggressors. Diese ursprüngliche Regierung kann im Geheimen agieren oder mit Sitz im Ausland offener.Damit soll in erster Linie das Gegenmodell zum Aggressor lebendig bleiben.Diese Exil-Regierung braucht die Unterstützung aus dem besetzten Land: Informationen über den Aggressor, seine Taten, seinen Anordnungen, seine Greueltaten, seine Gefängnisse usw. Dazu braucht es ein Netz von „Netzen“, also Gruppen, die diese Informationen im Lande sammeln und der Gegenregierung zukommen lassen.Diese Gruppen vor Ort arbeiten notwendigerweise im Untergrund. Wichtige Aufgaben sind Informationen zu sammeln und zu verbreiten, Hilfen für Verfolgte und ihren Angehörigen zu organisieren, Fluchthilfen zu geben, zur Desertation aufzurufen, Inhaftierte zu betreuen. Darüber hinaus – je nach Lage und Risikoeinschätzung – kann die gesamte Palette politischer Kampagnen eingesetzt werden: Demonstrationen, Mahnwachen, kurzzeitige Besetzungen, Sabotage, aber auch Desinformation und ähnliches zu organisieren.Vorbilder für eine solche geistige Landesverteidigung kann der Widerstand in Nationalsozialismus sein, die Resistance in besetzten Frankreich, der Kampf gegen die Apartheid, Gandhis Einsatz für die Unabhängigkeit und ähnliches sein.Unserer heutige Zivilgesellschaft muss eine Ausbildung zu solcher Art der Landesverteidigung angeboten werden. Training in Gewaltfreier Kommunikation und politischer Kampagnenarbeit, Bezugsgruppentrainings, Organisations- und Kommunikationshilfen, …Es muss die Organisation der Bevölkerung unterstützt werden, wo es geht. Starke Gewerkschaften, sozial und politisch engagierte Kirchen, Berufsverbände, Verbände und Bürgerinitiativen brauchen gerade in Friedenszeiten Anerkennung und Unterstützung, um hier die „Netze“ zu stärken und ihnen ein Rückgrat in Kriegszeiten zu geben.Eine lebendige, aktive und starke Zivilgesellschaft mit freien Medien ist eine wichtige Voraussetzung für eine geistige gewaltfreie Landesverteidigung im Falle einer Aggression.
Dieter Koschekerschienen in jedermensch 703