September 21, 2021

Cradle to Cradle am Bodensee

Das Innovations- und Qualitätskonzept Cradle to
Cradle, übersetzt „von der Wiege zur Wiege“, steht für kontinuierliche Stoffkreisläufe, positiv definierte Materialien, die für Mensch und Umwelt gesund sind und für die Nutzung erneuerbarer Energien. Cradle to Cradle lädt dazu ein, offen mit der Vielfalt der Lösungen aus Natur und verschiedenen Kulturen umzugehen und die Kreativität zu feiern. Das Konzept entwickelte Prof. Dr. Michael Braungart, Gründer und Geschäftsführer der EPEA GmbH und Cradle to
Cradle Vordenker.
Am Bodensee gibt es derzeit zwei interessante Initiativen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts haben Wissenschaftler der Uni Innsbruck das Cradle-to-
Cradle-Prinzip durchexerziert – anhand von Damenunterwäsche. Gemeinsam mit Hersteller Wolford in Bregenz haben sich Projektleiter Thomas Bechtold vom Institut für Textilchemie und Textilphysik und seine Kollegen darangemacht, wo nötig, einen ökologischen Ersatz für jedes Material und jeden Prozess zu finden. Dabei stützte man sich auf die besondere Situation der Textilbranche in Vorarlberg, die auf eine lange Tradition zurückblickt und ein dichtes Netzwerk an Zulieferern hat. Obwohl das Ziel des von der Förderagentur FFG unterstützten Projekts C2C – Basic Underwear „nur“ in einfacher Unterwäsche bestand, gestaltete sich das Unterfangen durchaus schwierig. „Die Zuschreibung ‚basic‘ mag darüber hinwegtäuschen, dass auch derartige Stücke aus zig Materialien und Ausgangsstoffen bestehen, von Fäden und Gestricken über Zellulosefasern und Polymere bis zu Ölen und Färbemitteln“, sagt Bechtold. Wolford nähert sich seinem Ziel der zu 50 Prozent nachhaltigen Produktion bis 2025.
Die Regionalgruppe Bodensee im Cradle to Cradle e.V. wurde im Mai 2017 gegründet und ist Teil des bundesweiten gemeinnützigen Cradle to Cradle e.V. Sie engagieren sich in der Region Bodensee für Bildung und Vernetzung zum Thema Cradle to Cradle durch öffentliche Vorträge, Schulstunden, Exkursionen, Infostände und Events und durch Beteiligung an konkreten Projekten. Alles dient dem Ziel, als Menschen in Zukunft einen möglichst großen positiven Fußabdruck zu hinterlassen, denn nur weniger schlecht zu sein genügt ihnen nicht. Die junge Organisation will die Cradle to Cradle Denkschule in die Mitte der Gesellschaft bringen. Jeder, der Lust hat, sich für einen positiven Fußabdruck zu engagieren, kann dabei aktiv werden. Der Cradle to Cradle e.V. schreibt: „Weil wir die enormen Herausforderungen von heute und morgen nur mit einem kulturellen und gesellschaftlichen Wandel lösen können. Kern dieses Wandels ist ein positives Menschenbild, bei dem wir uns als Nützlinge auf der Erde sehen. Denn Rohstoffe sind endlich und viele Verhaltensweisen von Menschen sind heute schädlich. Durch unsere Arbeit soll Cradle to Cradle selbstverständlich werden. Um dieses Ziel zu erreichen, verbreiten wir die Idee mit Veranstaltungen wie Vorträgen, Workshops, Diskussionen und einem jährlichen Kongress.
Engagierte Mitstreiter gründen Regionalgruppen, in denen sie sich mit anderen ehrenamtlichen Aktiven aller Fachrichtungen und von jung bis alt für die Denkschule einsetzen. Der Cradle to Cradle e.V. unterstützt die Gruppe mit Hintergrundwissen, um mit ihnen viele für die Ziele zu begeistern. Zukünftig wollen wir weitere Fachbündnisse anregen und somit themen- oder branchenspezifische Netzwerke für praktisches Handeln schaffen“.
Für das laufende Projekt „Zukunft findet Stadt – Neue Ideen für den nachhaltigsten Stadtteil der Welt“, bei dem ein Symposium mit Bürgerworkshop und ein Arbeitswochenende in Überlingen mit den Fragestellungen: „Welche Faktoren machen einen Stadtteil umfassend nachhaltig? Wie kann das in Planung, Verwaltung und Zivilgesellschaft umgesetzt werden?“ durchgeführt wurde, erhielt die Initiative „Zukunft findet Stadt“ des „Bündnisses für Bau und Architektur“ und der Regionalgruppe Bodensee des Cradle to Cradle e.V. die Auszeichnung „Projekt Nachhaltigkeit 2018“ von RENN (Regionale Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien). Inzwischen wurden die Ergebnisse bei einer Akteursgruppen- und Planerwerkstatt an die Planergruppen und Vertreter der Stadt Konstanz weitergegeben. Die Gruppe ist auch weiterhin bei der Entwicklung des neuen Stadtteils involviert.

Internationaler Cradle2Cradle Congress im
September 2021:
Der Internationale Cradle to Cradle Congress ist die weltweit größte Cradle to Cradle-Plattform – hier trifft die C2C Community jährlich auf zentrale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Foren, Vorträge und Expertengespräche bieten Raum für Austausch und Vernetzung. Die internationalen Speaker des C2C tragen dazu bei, alternative Lösungsansätze zu erarbeiten und damit die Idee des positiven Fußabdruckes weiterzuentwickeln. Im Rahmen des Kongresses präsentieren C2C Pioniere und Pionierinnen ihre innovativen Produkte & Lösungen. Sie verdeutlichen damit, was im Bereich C2C möglich und wie es praktisch umzusetzen ist.
Der Cradle to Cradle Congress 2021 fand am 7.September in Mainz statt. Ein weiterer Teil findet am 4. November 21 in Mönchengladbach statt.
Info: https://www.c2c-congress.org/
Dieter Koschek
erschienen im jedemensch 700

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